Medienpsychologe erklärt: RTL II schadet armen Kinder

Gepostet am 08 December, 2018

Sven Bornkessel

Redaktion

Sie klingen wie Horrorszenarien und ganz Deutschland bekommt sie vor Augen geführt. Vom 11-Jährigen Mädchen, die im wahrsten Sinne des Wortes in einer Müllhalde lebt, bis zum Hartz IV Empfänger, dessen ältestes Kind im Knast hockt. Oder die Frau, die seit gut zwanzig Jahren Dauerschwanger ist. Bei der Sendung "Armes Deutschland - Deine Kinder" ist alles dabei.

Professor Bernad Batinic, Leiter des Instituts für Pädagogik und Psychologie an der Universität Linz, hält sehr sehr wenig von der RTL 2 Sendung. Durch diese Fälle, die man dort sieht, bekomme man das Gefühl, dass alle Hartz IV Empfänger in einen Topf geworfen werden.

Es soll wohl ein bestimmtes Bild für die Arbeitslosen vermittelt werden - durch bestimmte Fragen der Produzentin werden die Protagonisten quasi in eine Ecke gequetscht, bis das Gesamtbild passt. Das zumindest befürchtet Professor Batinic. Produzenten liegt sowas im Blut. Sie haben eine gewisse Idee/Story im Kopf, die sie mithilfe der Leute gezielt versuchen umzusetzen.

Foto: RTL II/"Armes Deutschland"

Es wird gezielt nach Leuten gesucht, die nicht viel Ahnung haben, wie Fernsehen funktioniert. Dadurch seien sich diese Menschen meist nicht über den vollen Umfang ihres Mitwirkens bewusst. Solche Leute sollten von den Profis geschützt werden, statt wehrlos vor die Kamera geworfen zu werden. So wie es scheinbar bei "Armes Deutschland - Deine Kinder" der Fall ist.

Foto: RTL II/"Armes Deutschland"

Vor allem die Tatsache, dass RTL 2 auch Kinder schutzlos vor die Kamera wirft, gefällt dem Professor ganz und gar nicht. "Wenn ein Kind vor der Kamera zugibt, dass er seine Freunde aus Scham nicht mit Hause bringt, dann bezweifle ich ganz stark, dass diesem Kind bewusst ist, dass es gerade vor einem Millionen Publikum spricht und diese den Grund seines Schamgefühls sieht."

Hauptsache die Quote passt - das scheint das Motto von RTL 2 zu sein. Mit welchen Konsequenzen diese Kinder in Zukunft zu kämpfen haben, scheint niemanden recht zu interessieren. Als ob das nicht schon genug wäre, bekommt man durch die Sendung das Gefühl, als würden alle armen Menschen selbst schuld an ihrem Elend sein. Authentisches Bild von Armut? Fehlanzeige!

Armut sollte nicht für Unterhaltungszwecke genutzt werden, denn für viele Menschen in Deutschland ist sie bittere Realität.

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