Supermärkte müssen unverkäufliche Lebensmittel kostenlos abgeben
Gepostet am 14 January, 2019
Marius Knickberg
Redaktion
Tschechien macht es vor, und wir hoffen alle inständig, dass bald viele weitere Länder folgen: Supermärkte dürfen unverkäufliche Lebensmittel ab sofort nicht einfach mehr wegwerfen. Alles, was in großen Supermarktketten nicht verkauft werden kann, wird in Zukunft an Hilfsorganisationen abgegeben - kostenlos! Das beschloss nun ein Gericht in Brno (Brünn).
Der Entscheid ist ein großer Schritt im Kampf gegen die Lebensmittelverschwendung weltweit. Allein in Deutschland landen jedes Jahr sage und schreibe 18 Millionen Tonnen Lebensmittel in den Mülleimern! 60 Prozent davon fallen demnach in der Wertschöpfungskette an. Vorbildliches Handeln der Tschechen also, von dem andere Länder (auch Deutschland) sich hoffentlich bald eine Scheibe abschneiden.
Selbstverständlich kam es nicht ganz kampflos zu dieser Entscheidung, denn eine Klage von 25 (!!) Senatsabgeordneten folgte. Diese verglichen die neue Regelung mit einem Schritt zurück in kommunistische Zeiten und begründeten die Klage mit unzulässigen Eingriff in die Eigentumsrechte. Jedoch pfefferte das Verfassungsgericht den Einwand ziemlich schnell wieder zurück. Eine Sprecherin des Gerichts gab bekannt, dass das neue Gesetzt rechtskräftig ist.
Die Richter machten auf die geltende tschechische Grundrechte-Charta aufmerksam - Eigentum verpflichtet! Mit dem Entscheid der Abgabepflicht hoffe man auch einen kleinen Teil zur Lösung der weltweiten Lebensmittelverschwendung beizutragen.
Kleine Supermärkte sind davon nicht betroffen. Lediglich große Geschäfte, die eine Verkaufsfläche von mindestens 400 Quadratmetern haben, müssen die in Zukunft ihre unverkäufliche Lebensmittel verschenken. Wer sich nicht daran hält, darf tief in die Tasche greifen. Ein Verstoß gegen die neue Regelung wird mit 390.000 Euro bestraft.
Kaufland, Lidl und Penny, wie wir sie in Deutschland haben, aber auch die niederländische Supermarktkette Ahold und die britische Tesco-Gruppe zählen unter anderem zu Tschechiens größte Geschäfte.