Berliner Schule geht neue Wege: Döner essen im Unterricht
Gepostet am 19 May, 2019
Katharina Neuhaus
Redaktion
Wenn man in einer Dönerbude eine Gruppe Neuntklässler sieht, dann denkt man sich auf den ersten Blick einfach, dass die jungen Menschen sich einen Döner gönnen möchten. Dass dieses Döner-Essen jedoch zum Schulunterricht gehört, damit rechnet wohl keiner. Doch genau das ist an der Carl-Zeiss-Oberschule in Berlin-Lichtenrade der Fall. Hier gehört der Besuch in die Dönerbude zum Unterricht.
Was genau die türkische Fast-Food Spezialtät mit dem Unterricht gemeinsam hat, das erklärt uns Franziska Geipel (32), die Deutsch- und Geschichte an der Carl-Zeiss-Oberschule in Berlin-Lichtenrade lehrt. "Ohne um den heißen Brei herum zu reden: Die Schreibkompetenz der Schüler wird trainiert."
Der Kurs, zu denen Besuche in die Dönerbude gehören, nennt sich übrigens "Döner-Tasting"-AG und wurde von der 32-Jährigen Lehrerin ins Leben gerufen. Was sich als außerordentlicher Erfolg entpuppte. Im ersten Halbjahr des Schuljahres ist die Gruppe bereits sechs mal Dönner Essen gewesen. Während des Essen wird dann auch gleich gearbeitet.
Quelle: istockphoto.com (Symbolbild)
Über die Qualität des Döners und das Ambiente des Ladens werden kurze Notizen gehalten, im Anschluss verfasst jeder Schüler eine einseite Gastro Kritik. Die Aufgabe dient dazu den Wortschatz der Schüler aufzupeppen und neue Wörter zu lernen. Das hilft ungemein für den sprachlichen Ausdruck und steigert nebenbei auch noch das Selbstbewusstsein, so die Lehrerin Geipel.
Freiwillig mehr als eine Seite für die Gastro Kritik schreiben? Das kommt für keinen der Jugendlichen in Frage. "Freiwillig schreiben tu ich nur in Whatsapp", so der 14-jährige Simon. Für Jean (14) ist sogar das zu viel. "Ich verschicke Sprachnachrichten."
Quelle: istockphoto.com (Symbolbild)
Wenn es um Deutschkenntnisse geht, sind die Berliner Neuntklässler ganz weit unten in der Rangliste. In der letzten IQB-Studie (Institut für Qualität im Bildungswesen) aus dem Jahr 2016 landeten die Hauptstädter auf dem vorletzten Platz. Kein Wunder also, dass die junge Lehrerin etwas ändern möchte. Jeder dritte Berliner Schüler erfüllt die Mindeststandards beim Lesen nicht.
Besser scheint dies übrigens auch nicht zu werden. Tatsächlich werden die Schüler immer schlechter. Statt Fortschritte zu machen, hat die Lesefähigkeit nämlich nachgelassen. Die "Döner-Tasting"-AG soll in Zukunft etwas daran ändern. Gute Neuigkeiten gibt es auch bereits: Der Kurs ist mit 25 Anmeldungen der Beliebteste.